Was diesen VW T2 Bus so selten macht

Warum ich mehr als nur Glück hatte, diesen VW Bus zu bekommen. Wofür ich Polizeistrafe bezahlt habe und warum ich dachte, dieser Bus sei wahnsinnig selten!

Es begann an einem Faulenzerfreitag, ich scrollte gelangweilt durch Autoplattformen auf meinem Handy. Und plötzlich, warte mal.. zurück scrollen! Da war er, ein früher VW T2a. Unter dem komischen Anzeigentitel “VW Käfer” waren Bilder eines T2-Busses zu sehen. Und der Preis war, sagen wir einmal, wirklich gut. Mein erster Gedanke war nur, “der muss ganz schön rostig sein, für diesen Preis.”

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Erst dann sah ich es. Die Ortsangabe der Anzeige. Nur 20 Kilometer von mir entfernt! Sofort drückte ich auf anrufen, während ich meine Autoschlüssel schnappte und zu meinem Auto hinaus ging. Die Dame am Telefon sagte, der Bus sei noch zu haben und ich könnte vorbei kommen. Ein zweiter Blick auf die Anzeige ging sich nicht mehr aus. In der Sekunde in der ich auflegte, startete ich das Auto und fuhr los.

Polizeistrafe – Tagträumen- Rost!

Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Ich saß in meinem Auto, vollgepumpt mit Adrenalin. Am Weg zum Deal des Jahrhunderts? Ich war so in meinen Gedanken verloren, ich merkte in dem Moment nicht einmal, dass ich gerade ein Auto lenkte. Moment, war es ein 68er oder ein 70er Baujahr? War es noch der Originallack? Was war der genaue Preis? BLITZ! – Radarstrafe. – Sh****! Das war der Moment, wo ich geistig wieder zu mir kam, zurück vom Bus-Tagträumen. Nur noch drei Kurven bis zum Ziel.. einparken. Und da war er. Direkt hinter dem Gartenzaun. Das erste das mir ins Auge stach, große Rostlöcher in den hinteren Bus-Ecken.

Die Verkäuferin erzählte mir, kurz zuvor sei bereits ein anderer Interessent da gewesen. Er fuhr aber wieder, weil er “zu rostig” für ihn sei. Da machte mein Hirn einen Hupfer. – Ich dachte – “Entweder der Bus ist auch für mich zu rostig oder ich bin die glücklichste Person auf der Welt? – Gott sei Dank, hat ihn derjenige vor mir nicht gekauft” – dachte ich. Er war rostig ( und ist es bis heute), aber dann sah ich, dass es sich um einen sehr früh gebauten VW T2 Bus handelt. Also entschied ich mit der Verhandlung zu starten. Sofort stellte sich heraus, dass der Preis schon fix war. Wir schüttelten Hände – Jackpot.

Auf der Rückfahrt verfiel ich wieder in meinen Tagtraum. Was werde ich mit dem Bus anstellen? Werde ich ihn behalten.. JA. Über diese Frage musste ich nicht länger als eine Sekunde nachdenken. Mir war sofort klar, diesen Bus werde ich nie wieder verkaufen. “Ferdi”, wie ihn die Verkäuferin nannte, war von jetzt an -für immer, mein Bus. Und weil er zu dem Zeitpunkt bereits etwa 50 Jahre alt war, beschloss ich ihn “Ferdl” zu nennen, passender für das Alter.

Was ist so besonders daran? – Selten? Mehr oder weniger ..

Zwei Wochen später, als wir den T2 abholten, erzählte mir die Vorbesitzerin die ganze Geschichte. “Ferdl” war im Besitz ihres Vaters. Als er verstarb, wollte sie den Bus restaurieren, aber merkte viele Jahre später, sie würde nicht dazu kommen.

Ein weiterer Vorbesitzer stand im Typenschein, jedoch war der Bus immer in diesem Bezirk angemeldet (meinem Heimatbezirk). Der Bus hat vorne einen Mitteldurchgang, was tatsächlich selten ist, für einen echten europäischen VW T2. (Hauptsächlich Exporte etwa in die USA hatten einen Mitteldurchgang)

Über die ganze Karosserie zieht sich eine schlechte, grobporige Nachlackierung, darunter die Originalfarbe – Tizianrot, noch sichtbar im Innenraum. Im hinteren Bereich war eine selbstgebaute Campingausstattung ihres Vaters zu finden, umklappbar von Bett auf Esstisch mit Bänken. Leider sehr feucht und unbrauchbar. Keine hinteren Sitze. Es scheint als wurde der Fahrer- mit dem Beifahrersitz getauscht. Der Beifahrerplatz wurde mit einem Toyota Celica Sitz ausgestattet.

Das Heimschleppen des Busses ließ mich wieder Tagträumen .. plötzlich, warte, was war das für ein Geräusch? Stop, die hinteren Bremsen liefen heiß und blockierten. Ich kühlte sie mit einem Mineralwasser, das ich opferte. Keine zwei Minuten später zog uns die Polizei beinahe aus dem Verkehr, als sie uns sahen, wie wir den Bus abschleppten. Eine weitere Polizeistrafe nach der Radarstrafe, wäre ganz schön … gewesen.

So langweilig mir an dem Freitag war, an dem die ganze Sache seinen Lauf nahm, umso beschäftigter war ich zwei Wochen später. In dem Moment, als ich den T2 daheim hatte, wusch ich schnell das Moos mit dem Hochdruckreiniger ab und räumte all die Legosteine, Kugelschreiber, Münzen, VW T3-Scheiben und das zusätzliche T2-Getriebe aus vergangenen Jahrzehnten aus dem Bus heraus. Weil “Ferdls” Motor auch nach den vielen Jahren noch lief, fuhr ich das kurze Stück eigenständig zur Scheune und stellte ihn hinein, in eine dunkle Ecke. Ich war so in Eile, ich fotografierte noch schnell die Ausstattungs-Plakette hinter dem Fahrersitz mit dem Handy und fuhr wieder.

Weil ich später allerdings bemerkte, dass auf dem dunklen Handyfoto keine Fahrgestellnummer zu erkennen war, schaute ich in den Original-Typenschein und las: 1967! Ich schaute ein zweites Mal und ja, da stand es, in den Originalpapieren! 1967! Ich hatte einen der allerersten gebauten T2a aus 1967 gekauft. WOW! Ich war geschockt, noch eine Sekunde zuvor dachte ich noch, ich hätte einen “normalen” Bus aus 1968, aber offensichtlich: Schwarz auf Weiß: 1967 .. das genaue Monat, beachtete ich nicht wirklich. Wie bereits erwähnt, an dem Tag war ich wirklich im Stress..

Ich bin so DUMM! – Warum ich wirklich wahnsinnig dumm bin..

Die Zeit verging, immer im Hinterkopf ich würde “Ferdl” ohnehin nie verkaufen, verweilte ich in dem Gedanken, dass der Tag schon kommen würde, an dem ich das Projekt starten würde. Jedes mal wenn ich jemandem von dem Bus erzählte, sagte ich stolz: “Ja, glaub’ mir. Ich habe einen echten europäischen T2a aus 1967 mit Mitteldurchgang gefunden!” Es war so unglaublich, so einen früh gebauten, seltenen Bus zu haben.. und dennoch fand ich nicht den Weg zurück in die dunkle Scheune, die Fahrgestellnummer nachzukontrollieren. DUMM, Ja, ich weiß ..

Drei Jahre später, im Sommer 2020, zog ich nicht nur den VW T2 Bus aus der Scheune, sondern auch meine geballte Blödheit. Am ersten Blick auf die Fahrgestellnummer bei Tageslicht, wusste ich Bescheid: 1968. Ich schnappte mir den Originaltypenschein und da war es: “Erstmals zugelassen im Juli 1967.” Es war die offizielle Typenzulassung und nicht das Erstregistrierungsdatum meines Busses. ICH BIN SO DUMM! Warum habe ich die Papiere kein zweites Mal gecheckt? Warum habe ich die Fahrgestellnummer nicht mit Blitz fotografiert?

Hier bin ich also, am Beginn die rostigen Stellen meines nicht-so-seltenen-1968er-T2-Busses zu schweißen. “Ferdl” wird eine Menge Zeit verschlingen, aber für mich ist es das wirklich wert. Er ist wirklich speziell für mich, auch wenn er nicht so selten ist, wie ich drei lange Jahre gedacht habe.

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